Hallo in die Runde,
wenn meine Homepage hier schon erwähnt wird, möchte ich natürlich auch gerne eine paar Worte zu dem Thema verlieren. Vielleicht hilft es dem Einen oder Anderen ja weiter.
Heutige Elektronik ist immer mit einem gewissen internen Schutz ausgestattet, also Schutzmaßnahmen innerhalb des Chips. Ohne diese internen Schutzmaßnahmen wäre ein Handling ohne weitere Schutzmaßnahmen bei uns zu Hause überhaupt nicht möglich. Im Gegensatz zu den Chipherstellern und Leiterkartenbestückern haben wir zu Hause alles andere als kontrollierte Umgebungen. Es ist zwar richtig, dass man nicht bei jedem Kontakt auch gleich die Chips beschädigt, aber eine recht hohe Gefahr besteht halt doch. Das 25% der Defekte auf ESD-Schäden zurück zu führen sind ist einfach eine Tatsache. Durch die unkontrollierten Bedingungen bei uns zu Hause ist die Gefahr deutlich höher als in der Fabrik und es werden damit auch mehr Chips bei uns beschädigt als beim Hersteller. Denn da werden sehr viele Maßnahmen eingehalten. Für eine Beschädigung muss auch kein Kontakt mit dem Bauteil hergestellt werden, es reicht ein Abstand von wenigen mm bis cm. Neben unseren Wohnzimmern ist noch eine unzureichende Verpackung eine weitere Gefahr. Die Rams, Grafikkarten usw. kommen oftmals ohne ausreichende Schutzverpackung beim Anwender an. Was auf der Reise passiert ist, kann keiner sagen. Der typische ESD-Schaden tritt auch nicht sofort auf, sondern erst Wochen, Monate oder vielleicht auch erst Jahre später im Betrieb. Nur ca. 20% der Fehler sind sofortige Ausfälle. Jeder der behauptet er habe noch nie ein Bauteil beschädigt, der hat auch noch nie ein Bauteil untersuchen lassen. Der Fehler ist vielleicht nur noch nicht aufgetreten. Die Chips werden leider auch nicht robuster, sondern immer empfindlicher. Verkleinerung der inneren Strukturen, Kosten- und Leistungsdruck usw. sind hier die Gründe.
Doch wie schützen wir unsere Komponenten daheim. Wer nur gelegentlich oder einmalig einen Rechner aufmacht und Komponenten aus- bzw. einbaut scheut hier natürlich den großen Aufwand. Das wichtigste ist aber eine geeignete Erdung der Person. Das Heizungsrohr bzw. das Händewaschen ist ein Mythos und kann ignoriert werden. Durch den Kontakt mit dem Heizungsrohr kann man sich entladen, aber natürlich nur wenn dieses leitfähig ist und geerdet. Also keine Kunststoffrohre, keine Kunststoffverbindungen irgendwo in der Wand und kein Lack auf den Leitungen. Wer das garantieren kann, ist geerdet, aber nur solange wie er es auch berührt. Nach dem loslassen lädt sich die Person schnell wieder auf. Und auf welchem Potential liegt der Rechner bzw. die Komponente die man einbauen möchte? Das weiß auch keiner!
Wer also am Rechner arbeiten möchte sollte sich ein Handgelenkerdungsband zulegen. Diese kosten zwischen 2 und 5 Euro. Am besten eines mit einer Krokodilklemme, damit man sich damit am Metallgehäuse des Rechners anschließen kann. Damit hat man das gleiche Potential wie der Rechner. Wenn der Rechner noch mit dem Stecker in der Steckdose steckt, ist das Gehäuse auch gleich auf dem PE-Schutz verbunden. Achtung, Gefahr durch Stromschlag möglich!!!
Weiter sollten Leiterkarten, Prozessoren usw. nie direkt an den Pins oder an den Bauteilen angefasst werden. Also möglichst nur am Gehäuse oder am Rand der Leiterkarten berühren.
Wer regelmäßig an Computern schraubt, sollte sich einen kleinen ESD-Bereich schaffen. Hier gibt es Komplettsets für wenige Euro. Eine Tischmatte, Handgelenkerdungsband und Stecker bzw. Kabel. Damit sind die wichtigsten Maßnahmen geschaffen. Die Tischmatte schafft ein gleichmäßiges Potential als Arbeitsunterlage und das Handgelenkerdungsband sorgt dafür das wir Menschen uns nicht aufladen. Durch einen Steckdosenadapter wird das ganze gefahrlos mit dem PE Schutzleiter verbunden. Der Invest lohnt sich, wenn man immer mal wieder an Elektronik arbeitet.
Ihr seht, die Gefahren durch elektrostatische Beschädigungen sind nicht von der Hand zu weisen, mit einfachen Schutzmaßnahmen kann man aber bereits das Risiko deutlich reduzieren.
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig damit helfen. Ansonsten könnt ihr gerne Fragen.
Beste Grüße
Matthias