Inhalt
Einleitung
Nachdem ich in meinem letzten Review zur RTX 3070 - Asus Dual vs. Nvidia Founders Edition bereits erwähnt hatte, dass ich einem Kollegen einen neuen PC zusammenstelle, war es dieses Wochenende endlich soweit und der PC konnte zusammen gebaut werden. In diesem Kurztest soll es, wie der Titel schon erahnen lässt, um das Gehäuse gehen.
Das Kolink Observatory Lite Mesh verspricht guten Airflow dank Mesh Front, wird direkt mit vier vormontierten Lüftern mit ARGB Beleuchtung ausgeliefert und bietet eine Echtglas Seitenscheibe (tempered glass). Kolink selbst scheut keine Superlative und verspricht sogar, das Kolink Observatory Lite Mesh sei "das perfekte Case für High-End Hardware". Das alles zu einem Preispunkt von aktuell knapp über 50€. Ob das Gehäuse diesem Anspruch Stand halten kann, klärt dieser Test.
Vorab noch einmal ein paar Daten im Überblick:
Lüfter vorne: | 2 x 140 mm / 3 x 120 mm (3 x 120 mm vormontiert) |
Lüfter hinten: | 1 x 120 mm (vormontiert) |
Lüfter oben: | 2 x 120 mm (optional) |
Montagemöglichkeiten für Radiatoren: | 240 / 280 mm (vorne) |
Mainboardgröße | bis ATX |
Abmessungen (BxHxT) | 190x440x400 mm |
Volumen | 33,44 Liter |
CPU-Kühler | max. 160mm Höhe |
Grafikkarten | max. 335mm (ohne Radiator, 310mm mit Radiator[nicht getestet]) |
Weitere Daten können dem verlinkten Datenblatt auf Geizhals.de entnommen werden.
Testsystem & Testziel
Folgende Hardware wurde verbaut:
CPU: Ryzen 7 3700X
CPU Kühler: LC-Power Cosmo Cool LC-CC-120 ARGB-PRO
Mainboard: MSI B550 Gaming Edge Wifi
SSD: Samsung 970 Evo 1 TB
RAM: LC-Power LC-RAM RGB DIMM Kit 32GB, DDR4-3200, CL16
Grafikkarte: ASUS RTX 3070 DUAL OC
Netzteil: NZXT C Series C650, 650W, 80+ Gold, Vollmodular
Gehäuse: Kolink Observatory Lite Mesh
Ich habe das Case bisher immer gerne empfohlen, wenn nach einem Low-Budget Case mit brauchbarem Airflow und großzügiger RGB Beleuchtung gefragt wurde. Weil diese Anforderungen von meinem Kollegen auch gestellt wurden, habe ich für dieses Build ebenfalls das Kolink Observatory Lite Mesh ausgewählt und entschieden das Gehäuse mal auf den Prüfstand zu stellen. Da ich das Case bisher immer nur aufgrund seiner theoretischen Vorzüge, insbesondere in Verbindung mit dem für das Gebotene niedrigen Preises, empfehlen konnte, soll der Test klären, ob ich das Gehäuse weiterhin guten Gewissens empfehlen kann oder ob ich den Leuten, die ich bisher zum Kauf animiert habe, eine Entschuldigung schulde.
Äußerer Eindruck: Design / Verarbeitungsqualität
Insgesamt ist der erste äußere Eindruck grundsätzlich positiv. In den wenigen Reviews, die ich zu dem Gehäuse bisher finden konnte, wurde zum Teil eine schlechte Lackverarbeitung am Seitenteil bemängelt, das konnte ich bei meinem Testexemplar nicht feststellen. Äußerlich wirkt das Case solide verarbeitet und einigermaßen robust. Die Seitenscheibe ist leicht getönt.
Das Mesh Gitter an der Front ist relativ grob, was dem Airflow in der Theorie zu Gute kommt, allerdings auch das Einsaugen von Staub fördert, da sich zwischen dem Mesh Gitter und den Frontlüftern kein Staubfilter befindet. Damit werden die Lüfter mit der Zeit stark einstauben, zum Entstauben muss die gesamte Front gelöst werden. Das ist möglich, aber mit etwas Kraftaufwand verbunden und natürlich nicht besonders bequem. Am Deckel und am Boden des Gehäuses befinden sich zwei magnetische Staubfilter, die wohl ihren Job erledigen werden. Der Filter am Gehäuseboden wird zusätzlich von Metallnasen gehalten, das Befestigen ist etwas fummelig, aber in der Form üblich in der Preisklasse.
Die Proportionen des Gehäuses sind gewöhnungsbedürftig. Den Maßen und dem Volumen kann man bereits entnehmen, dass es sich für ein ATX Gehäuse um eine relativ kompakte Hardware Behausung handelt. Dadurch, dass das Gehäuse weniger tief als hoch ist, wirkt es sehr gestaucht. Die Proportionen wirken auf den Produktbildern harmonischer als der tatsächliche Eindruck, wenn man das Gehäuse vor sich hat. Wie man das ästhetisch bewertet ist natürlich Geschmackssache, von einem objektiven Betrachtungspunkt aus wäre etwas mehr Platz in der Tiefe und auch der Breite vorteilhaft gewesen. Dazu aber später mehr.
Innenraum: Platzverhältnisse / Verarbeitungsqualität
Kommen wir also zum Innenraum. Quasi die Königsdisziplin. In der Theorie muss ein Gehäuse ja nicht viel können, in der Praxis kann ein Gehäuse(hersteller) aber doch überraschend vieles falsch machen.
Wie sieht es also beim Kolink Observatory Lite Mesh aus? Nun, klar ist, dass man bei diesem Preispunkt auf vieles verzichten muss. Modularität ist quasi nicht gegeben. Die Slotblenden für PCIe Karten müssen rausgebrochen werden. Kabeldurchführungen sind selbstverständlich nicht gummiert und überhaupt sind nur die nötigsten Kabeldurchführungen seitlich des Mainboard Trays und auf der Netzteilabdeckung vorhanden. Oberhalb des Mainboard Trays findet sich nur eine Kabeldurchführung in der hinteren, oberen Ecke. Haltepunkte für Kabelbinder auf der Rückseite des Mainboard Trays sind ebenfalls recht spärlich gesät. Und natürlich lässt sich der Deckel auch nicht zur bequemen Montage der Lüfter entfernen.
Generell ist der Bereich hinter dem Mainboard Tray ziemlich verschwendet. Eine Montage von 2,5 Zoll SSDs hinter dem Mainboard ist weder möglich noch vorgesehen. Hier hätte mindestens ein Zentimeter mehr in der Breite des Gehäuses gut getan, da hier zwischen der Rückseite des Mainboard Trays und dem Seitenteil kaum Platz vorhanden ist. Eine SSD könnte man hier nicht montieren, selbst das Kabelmanagement in dem Bereich ist eingeschränkt. Generell lassen die Möglichkeiten zur Montage von 2,5 Zoll SSDs zu Wünschen übrig.
Zwei Montagepunkte befinden sich im Innenraum des Gehäuses auf der Netzteilabdeckung, ein weiterer Montagepunkt befindet sich im Bereich des standardmäßig installierten HDD Käfig unterhalb der Netzteilabdeckung. Die Montage von 3,5 Zoll HDDs kann man meiner Meinung nach nicht wirklich empfehlen, weil der HDD Käfig (Bis zu 2 x 3,5 Zoll HDD) den bereits sehr knappen Platz im Netzteiltunnel noch stärker einschränkt. Entfernt man den Käfig, kann am Boden des Gehäuses dann eine 2,5 Zoll SSD montiert werden, die beim Kabelmanagement auch nicht weiter stören sollte.
Insgesamt ist der Platz im Innenraum des Gehäuses sehr knapp bemessen. Ein ATX Mainboard passt quasi so gerade eben rein. Besonders negativ aufgefallen sind die Abstandshalter für das Mainboard. Die Abstandshalter sind in der Position für mATX Mainboards vormontiert, allerdings sind auch dafür zu wenige Abstandshalter montiert. So waren nur sechs Abstandshalter montiert, aufgeteilt in 3 Reihen. In jeder Reihe fehlte quasi der Abstandshalter für den rechten Teil des Mainboards. Was für einen Laien natürlich bedeutet, dass er das Mainboard bei der Montage oder dem Einstecken von z.B. dem 24-Pin ATX Stecker ungesund verbiegen kann.
Möchte man die Abstandshalter in den ATX Positionen installieren, muss man zwei Abstandshalter lösen und neu positionieren, sowie drei weitere Abstandshalter, die in zwei unterschiedlichen Schraubentütchen verteilt waren, einschrauben. Passendes Werkzeug zum bequemen Einschrauben der Abstandshalter (wie das z.B. bei Phanteks der Fall ist) war natürlich nicht dabei. So kann man die Abstandshalter dann entweder mit einer Zange eindrehen oder mit Hilfe einer in den Abstandshalter eingedrehten Schraube festschrauben, wonach man den Abstandshalter mit einer Zange fixieren musste um die eingedrehte Schraube wieder zu lösen. Unnötig erschwert wurde das ganze noch durch sehr grobschlächtig vorgeschnittene Schraublöcher, von denen mehrere schief waren, sodass die Stellung der Abstandshalter mit einer Zange zurechtgebogen werden musste.
Der gesamte Vorgang war insgesamt eher anstrengend und hinterlässt zusammen mit den anderen Punkten im Bereich Verarbeitungsqualität im Innenraum eher einen getrübten Eindruck.
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